Christine und Johannes Lötz
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System der Kirchentonarten

Vom Mittelalter bis ins 16-te Jahrhundert mit Auswirkungen bis zum 18-ten Jahrhundert wurde das modale Tonsystem, die Kirchentonarten, von der Musik verwandt. Aus der griechischen Musikwissenschaft wurde das System der Kirchentonarten (auch diatonische Tonarten) benutzt. Eigentlich benutzten die Griechen einen Tetracord – vier nebeneinanderliegende Töne mit unterschiedlicher Folge von Halb- und Ganztönen (https://de.wikipedia.org/wiki/Musiktheorie_im_antiken_Griechenland#Das_Tonsystem). Um es einfacher zu erklären: Es gründete sich auf der Durtonleiter C-D-E-F-G-A-H-C. Jeder Ton der Leiter hat zum davorliegenden Ton einen Abstand einer ganzen Note bis auf die Töne E-F und H-C, die nur einen Abstand von einem halben Ton haben. Nach unserer heutigen Vorgabe ist ein halber Tonschritt eine Multiplizierung der Frequenz mit 12-ter Wurzel aus 2 (= 1,05946… eine irrationale Zahl), ein ganzer Tonschritt somit das Doppelte davon. Grund dafür ist, dass eine Tonleiter in 12 Abschnitte geteilt ist und die Oktave eine Verdoppelung der Frequenz bedeutet.

Die Griechen haben um diese C-Dur-Tonleiter ihr Musiksystem erstellt, indem sie jeden Ton als Anfangston für eine 8-stufige Tonleiter benutzten, d.h. die Halbtöne rutschten somit jeweils um einen Ton zurück. Es gab somit 7 Tonarten (heute auch besser Modi), denen sie einen Namen zuordneten:

 

Ton Modus Grundton Tenor Halbtonschritte
c-c ionisch C G 3-4, 7-8
d-d dorisch D A 2-3, 6-7
e-e phrygisch E C 1-2, 5-6
f-f lydisch F C 4-5, 7-8
g-g Mixolydisch G D 3-4, 6-7
a-a Äolisch A E 2-3, 5-6
h-h Hypophrygisch(Lokrisch) H F 1-2, 4-5

 

Somit entspricht Ionisch unserer Dur-Tonleiter und Äolisch unserer Molltonleiter. Diese Modi beziehen sich sowohl auf die Finalis oder den Tenor. Die Finalis ist der letzte Ton eines Stückes und häufig der Grundton. Der Rezitationston(Tenor) der Grundmodi liegt auf der Quinte, phrygisch auf der Sexte über dem Grundton. Alle Modi können auch in allen bekannten Tonarten durchgespielt werden, dann ist die Tonart transponiert, sonst regulär. Die Verteilung der Halbtonschritte beziehen sich auf den beginnenden Ton in Anzahl der Schritte. Lokrisch wurde historisch nicht benutzt, weil es das Teufelsintervall (Tritionus) enthielt, wird aber heutzutage in der Jazzmusik viel benutzt.

Neben diesen Modi oder authentischen Kirchentonarten gibt es noch die um eine Quart tiefer liegenden Modi mit den Plagaltonarten. Hypophrygisch ist schon genannt:

 

Ton Modus Grundton Tenor Halbtonschritte
g-g Hypoionisch C E 3-4, 6-7
a-a Hypodorisch D F 2-3, 5-6
h-h Hypophrygisch E A 1-2, 4-5
c-c Hypolydisch F A 3-4, 7-8
d-d Hypomixolydisch G H 2-3, 6-7
e-e Hypoäolisch A C 1-2, 5-6

 

Der Grundton dieser verwandten Modi ist der Grundton der Grundmodi, und der Tenor liegt bei den verwandten Modi meist eine Terz über dem Grundton, bis auf hypophrygisch mit einer Quarte. Damit ist das System der Kirchentonarten/Modi definiert.

Praktisch wurden diese Systeme in den Kirchen und Klöstern als Grundlage der Gregorianischen Gesänge benutzt. Mit der Reformation kamen auch die Kirchenlieder in den Gebrauch der Messen, zunächst bei den Protestanten, später auch in der Kath. Kirche. Mangels Melodien schaffte es mancher Gassenhauer bis in die Kirchen, natürlich mit anderem Text. Diese waren auch nach der Musiktradition in den Kirchentonarten komponiert. Wenn man diverse Kirchenlieder analysiert, stößt man durchaus auf diese alten Modi, auch bei modernen Kirchenliedern, wie gesagt lokrisch wird gerne beim Jazz benutzt. Weitere Information findet man unter https://www.lehrklaenge.de/PHP/Tonarten/Kirchentonarten.php.

In welcher Tonart ein Stück geschrieben ist, ist sehr einfach. Man nimmt den Abschlusston und definiert ihn als Grundton. Des weiteren schaut man nach der möglichen Transponierung und schreibt deren Tonleiter. Auf der Tonleiter markiert man den Grundton. Dessen Abstand vom Tonleitergrundton bestimmt die Kirchentonart. Dann Vergleich man den Tonumfang der Tonleiter mit dem Tonumfang der Melodie. Wenn diese sich deckt, ist er authentisch, ansonsten, insbesondere wenn er deutlich niedriger liegt, ist er plagal, als vom Typ Hypo…..